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Wollen wir zu Hause arbeiten?

„Arbeitgeber:innen müssen bei Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten grundsätzlich die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice anbieten. Dies gilt, sofern nicht zwingende betriebliche Gründe dagegensprechen. Beschäftigte müssen das Angebot annehmen, soweit ihrerseits keine Gründe entgegenstehen. Dies können zum Beispiel mangelnde räumliche oder technische Gegebenheiten in der Wohnung des Beschäftigten sein“, so lesen wir im Januar 2022 auf der Homepage der Bundesregierung. Darauf sind viele nicht vorbereitet, auch wenn uns die Pandemie schon seit zwei Jahren in Atem hält. Wir fragten Sven Lapp, Geschäftsführer bei pro office in Bremen, wie damit umzugehen ist.

Sven, als uns die Coronapandemie 2020 heimsuchte, gab es da eine vermehrte Nachfrage nach Homeoffice-Lösungen?

Darauf haben wir tatsächlich gebaut. Wir hatten einen Run erwartet, hatten sofort ein Portfolio an Produkten zusammengestellt – mit geeigneten Tischen, Schreibtischstühlen und Leuchten –, daraus eine digitale Broschüre gestaltet und an unsere Kund:innen verschickt. Die Resonanz darauf war nicht so groß wie erwartet. Es gab auch nicht mehr Kund:innen in unseren Läden – jedenfalls nicht spürbar mehr als vor der Pandemie. Damit hatten wir nicht gerechnet. 

Sven Lapp (*1964) ist einer der Geschäftsführer von pro office Bremen. Nach einer kaufmännischen Berufsausbildung in der Möbelbranche und mehr als 20 Jahren im Einzelhandel machte er sich 2009 mit zwei Partnern mit einem Geschäft in der Bremer Innenstadt selbständig. 

Was wir sofort gespürt hatten, war, dass die Menschen in einer Art Stand-by-Einstellung lebten. Homeoffice war für viele bis dahin kein Thema. Sie begriffen diese Zeit als besondere Ausnahme und nahmen die Situation nicht zum Anlass, sich in ihrem Zuhause daran anzupassen und Möbel zu kaufen. Die Kundschaft lässt sich aufteilen in die wenigen, die vorher schon ein Arbeitszimmer hatten, und die überwiegende Mehrheit, die entweder nicht daheim arbeiten wollte oder sollte, und die, die nicht den Raum für solcherlei Überlegungen hatten. Viele haben einfach nicht den nötigen Platz, einen geeigneten Raum zum Arbeitsraum, zum Homeoffice umzuwidmen.

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Es geht nicht nur um Sustainability

Laut AD ist der Münchner Stefan Diez einer der wichtigsten Kreativen, Architektur & Wohnen kürte ihn 2022 zum Designer des Jahres. Diez rückt bei seinen Entwürfen das Thema Nachhaltigkeit mehr und mehr in den Fokus. „Nachhaltigkeit ist schwierig, weil eigentlich alles, was wir produzieren, irgendwo einen gewissen Schaden verursacht oder zumindest eine Auswirkung auf den Verbraucher und die Umwelt hat“, sagt Diez. „Wir sollten uns die Dinge, die wir machen, gut überlegen. Anstatt laufend Zwischenlösungen anzubieten, die die Sachen nicht wirklich auf den Punkt bringen.“ Zu Ende gedacht hat Diez zum Beispiel seinen Entwurf für die Leuchte Ayno für Midgard und wurde dafür mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design 2021 in der Kategorie Vorreiter ausgezeichnet.

Stefan, meine erste Frage nimmt deine Kundschaft ins Visier. Damit meine ich nicht die Möbelindustrie, sondern Leute, die sich einrichten wollen. Die meisten kennen dich als Designer für Möbel, obwohl du auch Entwürfe für Geschirr vorgelegt hast. Die Erwartungen der jüngeren Kundschaft an Interior Design, an Möbel und Einrichtung, haben sich verändert: Nachhaltigkeit spielt eine besondere Rolle, auch Fairness in der Produktion. Nimmst du das so auch wahr? Wie würdest du deine Zielgruppe beschreiben?

Wie fange ich am besten an, darauf zu antworten? Ich kenne unsere Endkund:innen natürlich nicht wirklich! Das sind Ausnahmen, wenn ich gelegentlich etwas davon mitbekomme. Und es freut mich natürlich, wenn ich bei Bekannten ein Stück von mir entdecke. 

Stefan Diez, 51, ist ein deutscher Industriedesigner. 1998 war er Assistent von Richard Sapper, danach bis 2002 für den Designer Konstantin Grcic in München tätig. 2003 machte er sich selbständig und eröffnete in München sein eigenes Designstudio. Seit 2018 ist er Professor für Industriedesign an der Universität für Angewandte Kunst in Wien.

Nichtsdestotrotz stelle ich mir die Menschen vor, die Interesse an meinen Projekten und Produkten haben könnten. Eine Imagination davon zu haben, wie die Menschen denken und welche Ideen sie leiten, ist für mich der richtige Weg. Also nicht zu sagen: Was muss ich machen, damit es verkauft wird? Ich stelle mir einfach Leute vor – meistens sind es Menschen aus meinem Umfeld, die ich im Kopf habe oder mit denen ich mich umgebe – und spüre, dass mir deren Vorstellungen und Bedürfnisse etwas bedeuten. Aber wie man meine Zielgruppe exakt beschreiben könnte, damit das in so ein Marketing-Diagramm passt, das weiß ich nicht.

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War die Zukunft früher einfach besser?

Unser Zuhause ist Ausdruck unseres Lebensstils, es prägt unseren Alltag und bestimmt unser Wohlbefinden. Mit der Wanderausstellung Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs initiiert das Vitra Design Museum seit 2021 eine neue Debatte über das private Interieur, seine Geschichte und seine Zukunftsaussichten. Zuletzt war die Wanderausstellung im Möbelmuseum Wien zu sehen. Wir sprachen mit Jochen Eisenbrand, Chefkurator des Museums in Weil am Rhein, wie sich gesellschaftliche, politische und technische Veränderungen der letzten 100 Jahren in unserem Wohnumfeld widerspiegeln.

„Die Innengestaltung von Wohnraum ist unter allen Designdisziplinen vermutlich die populärste. Jeder wohnt, also geht das Thema auch jeden etwas an“, meint Jochen Eisenbrand, Chefkurator des Vitra Design Museums im einleitenden Text des Katalogs zur Ausstellung Home Stories.


Jochen Eisenbrand (*1970) ist Chefkurator des Vitra Design Museums in Weil am Rhein. Nach dem Studium der Angewandten Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg promovierte er 2013 an der Bergischen Universität Wuppertal. 

„Innerhalb der Architektur- und Designwelt selbst scheint die Innengestaltung heute allerdings eine etwas vernachlässigte Disziplin, die in Fachpublikationen relativ wenig besprochen wird –
vielleicht deshalb, weil sich neben anderem so viele Hochglanzzeitschriften als Forum dafür etabliert haben. Schaut man auf die letzten hundert Jahre zurück, erkennt man lange Zeitabschnitte, in denen das anders war.“

Wir haben mit Jochen Eisenbrand darüber philosophiert, was Wohnen und Interior eigentlich sind, welche gesellschaftlichen Strömungen und Menschen Veränderungen im Möbeldesign und Wohnumfeld erzeugt haben und welchen Stellenwert Inneneinrichtung in der heutigen Gesellschaft einnimmt. 

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