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Die vergessene Krise

Prof. Matthias Glaubrecht fordert mehr Aufmerksamkeit für den Verlust der Biodiversität

Wie die Zerstörung von Lebensräumen unsere Zukunft gefährdet und was wir tun können, um diese Entwicklung aufzuhalten.

Prof. Matthias Glaubrecht ist einer der führenden Köpfe im Bereich der Biodiversitätsforschung. Als Professor für Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg und wissenschaftlicher Leiter des Projekts Evolutioneum setzt er sich unermüdlich für den Schutz der natürlichen Welt ein. Seine Expertise und jahrelange Erfahrung als Kurator und Direktor des Museums für Naturkunde Berlin sowie als Autor und Wissenschaftsjournalist haben ihn zu einem der renommiertesten Naturwissenschaftler seiner Generation gemacht.

In diesem Interview erklärt Glaubrecht, warum die gängigen Maßnahmen des Naturschutzes nicht ausreichen, um das Artensterben zu stoppen und wie wir als Gesellschaft endlich den Ernst der Lage erkennen müssen. Er fordert eine grundlegende Neubewertung unserer Beziehung zur Natur und stellt klar: Der Verlust der Biodiversität ist eine der größten Krisen unserer Zeit – eine Krise, die sich nicht länger verdrängen lässt. Glaubrecht zeigt auf, dass es nicht nur um den Schutz von einzelnen Arten geht, sondern um den Erhalt funktionierender Ökosysteme, die die Grundlage für unser Überleben bilden.

Prof. Matthias Glaubrecht

Mit beeindruckender Klarheit und einem tiefen Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur, fordert Glaubrecht zu einer radikalen Wende im Umgang mit der Umwelt auf.

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Die Performance des Homo sapiens

Der Klimawandel ist in aller Munde. Er ist aber allenfalls Nebenschauplatz angesichts der apokalyptischen Reiter, die in einem Akt der Verwüstung gegenwärtig über die Erde ziehen: Bevölkerungsexplosion, Ressourcenverknappung, Umweltzerstörung und Artensterben. Einer umfassenden wie beklemmenden Analyse zufolge kommt mit dem sich abzeichnenden größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier, eine weltweite biologische Tragödie auf uns zu. Wie der Mensch zum entscheidenden Evolutionsfaktor mutieren konnte, fragten wir den Evolutionsbiologen und Autor des Buches Das Ende der Evolution, Prof. Matthias Glaubrecht.

Herr Prof. Glaubrecht, Sie haben ein 1.000-seitiges Mammutwerk vorgelegt: Das Ende der Evolution. Wie lange haben Sie daran gearbeitet?

Im Rückblick staune ich selbst. Man braucht schon ein paar Jahre. Jedoch habe ich zeitgleich – neben meiner Familiengründung – auch noch den Arbeitsschwerpunkt vom Museum für Naturkunde in Berlin nach Hamburg vollzogen und mir selber die gigantische Aufgabe vorgenommen, hier ein Naturkundemuseum mit dem schönen Namen Evolutioneum aufzubauen.

Prof. Matthias Glaubrecht, Fotografie: Sebastian Engels

Die Hansestadt Hamburg hatte über ein halbes Jahrhundert lang als zweitgrößte Stadt nach Berlin ein solches Museum. Aber die Hamburger haben es irgendwie geschafft, diese Tatsache aus ihrer Erinnerung zu verbannen, nachdem das Museum 1943 bombardiert und zerstört worden ist. Das Museum lag bedauerlicherweise direkt neben dem Hauptbahnhof. Die alliierten Bomber haben im Zweiten Weltkrieg natürlich versucht, in der Innenstadt besonders strategisch wichtige Ziele zu treffen. Den Hauptbahnhof haben sie nicht getroffen, dafür aber das daneben liegende Naturkundemuseum. Erfreulicherweise waren die Sammlungen bereits ausgelagert. Das sind historische Schätze – eine Universitätssammlung mit zehn Millionen Exponaten! Das ist ein riesiger Fundus, von dem die Hamburger*innen kaum etwas wussten.

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