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Das goldene Zeitalter der Massenmedien ist vorbei!

Der Professor für Fernsehwissenschaft, Lothar Mikos, lehrt Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam. Er lehrte in Aarhus, Barcelona, Berlin, Florenz, Glasgow, Göteborg, Kassel, Klagenfurt, London, Peking und Tarragona und gründete die Television Studies Section der European Communication Research and Education Association (ECREA). Ihn beschäftigen unter anderem die Fernsehtheorie, die Publikumsforschung und der internationale Handel mit Fernsehformaten. Wir wollten genauer von ihm wissen, wie es um das Leitmedium Fernsehen bestellt ist.

Prof. Dr. Lothar Mikos, 67, ist nach langjähriger Tätigkeit als Journalist Anfang der 1990er-Jahre in die Wissenschaft gegangen. 
Heute ist Mikos Professor für Fernsehwissenschaft an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam und lehrt Medien- und Kommunikationswissenschaft.

Die immense Intelligenzsteigerung elektronischer mobiler Alltagsgeräte wie Smartphones lassen das lineare Fernsehen im wahrsten Sinne alt aussehen. Bill Gates meinte sogar, das Leitmedium TV sei entthront und dem Tod geweiht. Ist das so?

Auf gar keinen Fall! Ich finde, dass in der aktuellen Diskussion ganz viele Begriffe durcheinandergeraten. In der internationalen sozialwissenschaftlichen Mediendiskussion gilt zum Beispiel Streaming – also Netflix und Amazon Prime – als Fernsehen. Wenn wir das also als Fernsehen betrachten – man kann darüber diskutieren, ob das so ist oder nicht –, dann wird das Medium Fernsehen immer stärker. Wir haben sogar gerade eine Situation, in der das lineare Fernsehen wieder Kraft gewinnt, weil mit Streaming kein Geld zu verdienen ist. Weil es so viele Anbieter gibt, vermutet man, dass Streaming ein tolles Geschäftsmodell ist. Ist es aber nicht. Aus diesem Grunde hat Netflix in Frankreich im letzten November einen linearen Kanal eingeführt, um das Publikum zu gewinnen, das sie sonst nicht erreicht hätten. Warum? Der Anbieter braucht viel Publikum, weil es sich sonst nicht lohnen würde, die Inhalte zu produzieren.

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