Ein wunderschöner Tag am Pool, die Sonne scheint, in der linken Hand einen Cuba Libre. Ein wunderbarer Moment, den man genießen sollte. Doch immer mehr Menschen zerstören solche unmittelbaren Glücksmomente, indem sie ihr Smartphone zücken, um das perfekte Foto zu schießen – während der magische Augenblick vorbeizieht. Beim Versuch, das Glück zu intensivieren, verlernen wir, es direkt zu erleben. Wir sprachen mit der Psychologin, Autorin und Professorin für Wirtschaftspsychologie Sarah Diefenbach über das Seelenleben der Generation Smartphone und über die Auswirkungen der Coronapandemie auf unser soziales Miteinander.
Frau Prof. Diefenbach, einfache Frage vorab: Was macht uns glücklich?
Eine große Frage gleich zu Beginn! (lacht!) Man kann da zwischen den einzelnen Glücksmomenten und einer vielleicht eher überdauernden Lebenszufriedenheit differenzieren. Das ist in der Glücksforschung sehr interessant, wie man fragt und wie sich dann die Ergebnisse unterscheiden. Man kann, wenn man die Ansätze diverser Bedürfnistheorien zu Rate zieht, zurückgehen auf die psychologischen Grundbedürfnisse.
Wie zum Beispiel die Bindung oder Verbundenheit: sich anderen Menschen nah zu fühlen, eingebunden zu sein. Kompetenz: das Erlebnis, dass man in einer Sache besser wird und etwas bewegen kann. Ein Stück Selbstwirksamkeit oder Selbstwert spielt da eine große Rolle. Autonomie oder Selbstbestimmung: Dinge eigenständig entscheiden und gestalten zu können. Dann aber auch ein Stück Sicherheit und Verlässlichkeit: das Leben unter Kontrolle haben. Die Liste ließe sich weiter fortsetzen. Im Prinzip sind es diese Bedürfnisse, die erfüllt sein müssen, dass daraus Glücksmomente entstehen können. Nicht alle gleichzeitig, aber sie sind alle für sich Quelle für Glück. Ich denke, wenn man seinen eigenen Alltag betrachtet und sich fragt: „Was hat mich gestern glücklich gemacht?“, dann hat oft die Erfüllung eines oder mehrerer dieser Grundbedürfnisse eine Rolle gespielt.