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Humor hilft heilen?

Ein faszinierendes Phänomen: Die heilende Kraft des Lachens. Es heißt, dass Gesunde sich krank lachen können und Kranke durch Lachen gesund werden können. Im Gespräch mit Prof. Dr. Barbara Wild tauchen wir in die Welt des Humors ein und lassen uns erklären, wie Lachen und Humor tatsächlich Einfluss auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden nehmen können. 

Barbara, was ist eigentlich Humor?

Humor ist für mich eine Art Charaktereigenschaft, jedoch nicht ganz so festgelegt. Sie wird beeinflusst von den Umständen, der Stimmung und sogar von den Menschen in der Nähe. Humor ermöglicht es mir, schwierige Situationen im Leben mit Leichtigkeit zu nehmen und auch in schlechten Situationen etwas Gutes zu finden. Ich kann mich über Missgeschicke amüsieren und andere Menschen damit anstecken. Er hat eine soziale Komponente, die es mir ermöglicht, mit anderen zusammen zu lachen und diese Sichtweise auf die Dinge weiterzugeben. Humor ist also fast wie eine feste Charaktereigenschaft, die es mir erlaubt, das Leben leichter zu nehmen.

Humor kann man als eine Art Watte betrachten, die unangenehme emotionale Erfahrungen ein wenig abfedert und umlenkt. Oder?

Ich finde den Begriff Umlenken passender als Watte. Für mich ist Humor eher ein Mittel, um die Perspektive zu wechseln. Es geht darum, die Dinge aus einer anderen Blickrichtung zu betrachten und trotzdem, auch wenn gerade etwas Schlechtes passiert ist, noch etwas Lustiges darin zu finden. 

Prof. Dr. med. Barbara Wild (*1961) ist Humorforscherin und Professorin für psychotherapeutische und psychologische Grundlagen der künstlerischen Therapien, an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt NürtingenGeislingen. 

Wie lässt sich Humor effektiv in der Psychotherapie einsetzen? Diese Frage ist sicherlich komplex und umfassend, da es verschiedene Ansätze und Techniken gibt. Gibt es eine einfache Antwort darauf?

Also ich kann es verschreiben und sage dann: dreimal täglich eine Dosis Humor zu sich nehmen.

Nein. Im Ernst!

Natürlich mache ich das nicht. Es wäre zu einfach, eine klare Antwort darauf zu geben. Aber hier ist, was ich denke: Es ist wichtig zu erkennen, dass Humor in der Psychotherapie eine Rolle spielen kann. Ich gehe nicht zu meinen Patient:innen und sage: „Jetzt lachen Sie mal darüber“, oder „Das ist doch komisch!“ Stattdessen nutze ich Andeutungen in diese Richtung, besonders wenn eine gute Beziehung aufgebaut wurde. Vielleicht übertreibe ich Dinge ein wenig oder werde ironisch, um den Humor beim Gegenüber hervorzulocken. Witze erzähle ich nur selten, und nur wenn ich das Gefühl habe, dass sie zu dem passen, was ich gerade gehört habe. Es geht nicht darum, immer laut zu lachen oder sogar zu lächeln. Es geht vielmehr darum, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel zu fördern, die in der Psychotherapie so wichtig ist. Oft arbeiten wir mit ernsten Interpretationen und Analysen, aber ich finde, es kann auch etwas Lustiges und Erfüllendes haben, wenn wir hin und wieder mit Humor herangehen.

Ja. Woher kommt eigentlich der Spruch: Lachen macht gesund? Weil Endorphine ausgeschüttet werden und den Körper durchfluten?

Tatsächlich gibt es mittlerweile kluge Untersuchungen, die nahelegen, dass beim Lachen Endorphine freigesetzt werden. Doch dieser Spruch ist schon viel älter, und ich glaube, es hat viel damit zu tun, dass Lachen oft mit Erheiterung und Erleichterung einhergeht – und das ist gesund. Aber ich wehre mich dagegen zu sagen: „Lach einfach und dir geht es besser.“ So einfach ist es nicht. Wenn man gezwungen ist zu lachen, fühlt man sich nicht unbedingt besser. Es gibt ja auch verlegenes Lachen oder hämisches Lachen. Aber natürlich, wenn wir hier zusammensitzen und gemeinsam lachen, hat es eine Wirkung. Es weckt angenehme Gefühle und stärkt die Bindung zwischen uns. Wenn man merkt, dass man auf derselben Wellenlänge schwimmt und über dieselben Dinge lacht, fördert das die Verbundenheit. Und das tut ja auch gut. Wenn man merkt, dass man jemandem nahe kommt und dass man sich versteht, dann schwingt das für mich mit.

Humor, Gesundheit und psychische Erkrankungen – ein Beipackzettel, heißt einer deiner Fachbeiträge. Was kannst du darüber erzählen?

Was weiß man über den Einsatz von Humor bei Depressionen und Angststörungen? Diese Frage kann man für verschiedene psychische Erkrankungen durchdeklinieren, um zu sehen, was darüber bekannt ist. Bei depressiven Menschen ist es zum Beispiel oft so, dass sie intellektuell verstehen können, dass eine Situation lustig ist oder dass etwas, was sie lesen, ein Witz ist. Aber ihnen fehlt oft die Fähigkeit, wirklich in dieses positive Gefühl einzutauchen und mitzuschwingen. Ich habe eine Humor-Trainingsgruppe mit Menschen gemacht, die auf der Warteliste für eine spezielle Behandlungsmethode für chronisch depressive Menschen standen. Die Psycholog:innen, die diese Methode durchführten und wissenschaftlich untersuchten, boten mir diese Möglichkeit an, und ich habe sie angenommen. Aber es war eine Katastrophe, weil die meisten Teilnehmer einfach keinen inneren Raum hatten, um diesen Perspektivwechsel zu vollziehen. Man muss einen Platz haben, auf den man treten kann, um aus einer anderen Richtung zu schauen. Aber sie waren so fest in ihrer Gedankenwelt gefangen, dass es einfach nicht funktionierte. Es fehlte ihnen dieses Mitschwingen, dieses Eintauchen. In der Klinik, die ich leitete, führte ich auch immer eine Humor-Trainingsgruppe mit gemischten Patient:innen. Dort habe ich gemerkt, dass man es sehr spielerisch gestalten muss. Am besten funktionieren Dinge, die in Richtung Blödsinn gehen – etwa Pantomimen oder komische Gangarten. Einfach solche Dinge, bei denen nicht viel nachgedacht werden muss.

Sind Kinder und Jugendliche da eigentlich kooperativer oder muss man da anders vorgehen?

Ja, ich denke, man muss es anders angehen. Als Erwachsenen-Psychiaterin habe ich nie Kinder und Jugendliche behandelt. Allerdings habe ich durch Beobachtungen meines Sohnes und seiner Freunde festgestellt, dass Humor bei ihnen anders funktioniert. Bei ganz kleinen Kindern fehlt noch die intellektuelle Kapazität, aber sie mögen zum Beispiel Slapstick-Humor, wenn jemand auf einer Banane ausrutscht oder etwas herunterfällt. Irgendwann entdecken sie dann Witze und erzählen sie voller Begeisterung, auch wenn Erwachsene vielleicht denken: „Na ja, ganz nett, aber …“ Doch für Kinder ist es ein großer Erfolg, das Konzept eines Witzes überhaupt zu verstehen. Es kommt auch eine Phase, in der Humor genutzt wird, um sich von Erwachsenen abzugrenzen. In diesem Fall würde ich kein Humor-Training durchführen, es sei denn, ich wäre bereits als Erzieherin oder in einer ähnlichen Rolle involviert. Ich glaube, dass Humor in dieser Phase wirklich anders ist.

Wenn man Humor in der Therapie einsetzt, wird man dann eigentlich ernst genommen?

Ja, das war tatsächlich meine Sorge. Ich hatte aber das Gefühl, dass die Patient:innen mich und auch andere Therapeut:innen aus der Klinik beim Humortraining ernst genommen haben. Es gab eine klare Trennung zwischen dem Humor-Training und anderen Therapiesitzungen. Zum Beispiel war die Chefvisite etwas anderes. Ich hatte den Eindruck, dass es für manche Patient:innen sogar wichtig war zu sehen, dass auch die Chefärztin Blödsinn machen kann nach dem Motto „Wenn sie das darf, dann darf ich das auch“. Es ging also vor allem darum, ihnen zu zeigen, dass Humor und Ernsthaftigkeit nebeneinander existieren können.

Aber vielleicht fühlen sich einige Patient:innen nicht ernst genommen?

Gerade bei ängstlichen oder depressiven Menschen besteht oft die Sorge, wie sie von anderen wahrgenommen werden und ob es überhaupt angemessen ist, in solchen Zuständen zu lachen. Es kann hilfreich sein, wenn man sich in einer Gruppe von Kolleg:innen befindet, in der man sich verstanden fühlt. Ich glaube, dass ich dort durchaus ernst genommen werde. Manchmal ernte ich zwar etwas Befremden, aber eher bei Menschen außerhalb des psychiatrischen und psychotherapeutischen Bereichs, zum Beispiel bei Urologen oder ähnlichen Berufen. Aber selbst in solchen Fällen wurde ich zum Beispiel von einer Dialysepraxis eingeladen, um einen Vortrag bei ihrem Weihnachtsessen zu halten …

… und ein paar Witze zu erzählen.

Na klar. Ja, ja. Das ist tatsächlich ein Problem. Viele Leute, die mich zu einem Vortrag einladen, hoffen vor allem darauf, dass ich so etwas wie Eckart von Hirschhausen mache. Aber ich bin nicht Eckart von Hirschhausen und mache solche Dinge auch nicht. Ich schätze ihn sehr und kenne ihn persönlich, und ich finde, dass er großartige Arbeit leistet. Allerdings ist er ein professioneller Kabarettist, während ich eine professionelle Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapie bin. Daher sind meine Vorträge eher fachlicher Natur.

Und wie sieht es bei sehr alten Menschen mit Humorfähigkeiten aus?

Ja, ich denke, bei älteren Menschen funktioniert es gut, lustige Erinnerungen hervorzurufen. Zum Beispiel leitete Prof. Rolf Dieter Hirsch eine geriatrische Station, was bedeutet, dass er auch mit Patient:innen in hohem Alter zu tun hatte. Es gibt auch den Kollegen Beat Hänni, der in Altersheime geht oder gegangen ist und dort mit den Bewohner:innen interagiert. Ich glaube, erstens haben beide damit angefangen, als sie bereits mindestens so alt waren wie wir. Zweitens handelt es sich dabei um Menschen, die unter einem gewissen Leidensdruck stehen. Entweder waren sie aufgrund von Depressionen oder Ängsten in der Klinik oder sie saßen in ihrem Altersheim und freuten sich, wenn jemand wie Hirsch oder Hänni vorbeikam.

Also kannst du aus Erfahrung sagen, dass humorige Menschen länger gesund sind oder spielt es keine Rolle?

Ja, es wird immer gehofft, dass Humor eine positive Bewältigungsstrategie ist. Es gibt tatsächlich Untersuchungen dazu, aber die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Es scheint jedoch so zu sein, dass Humor eine gute Strategie sein kann, insbesondere bei der Bewältigung von Krebserkrankungen. Es ist einer der Faktoren, die mit einem besseren Ergebnis einhergehen können. Allerdings spielen auch andere Faktoren wie Hoffnung und soziale Beziehungen eine größere Rolle. 

Auf der anderen Seite gibt es eine Langzeitstudie, bei der die Angehörigen von Kindern zunächst befragt wurden, wie lustig diese sind. Dabei wurden nicht nur Humor, sondern auch andere Persönlichkeitsmerkmale untersucht. Diese Studie begann in den 1950er-Jahren in den USA und verfolgte dann den Werdegang dieser Kinder und untersuchte auch die Sterblichkeitsrate. Es stellte sich heraus, dass Kinder, bei denen die Eltern angaben, dass sie lustiger sind und mehr Witze machen, eine etwas höhere Sterblichkeitsrate hatten. Eine Vermutung ist, dass dies damit zusammenhängen könnte, dass sie Gefahren nicht ernst genug nehmen und dadurch in der Adoleszenz eher risikoreiche Verhaltensweisen wie das Fahren von Motorrädern oder ähnliches zeigen, was sich negativ auf ihre Lebenserwartung auswirken kann.

Aber es ist auch gut möglich, dass humorvolle Menschen gerne in Gesellschaft sind und gelegentlich auch mal über die Stränge schlagen, indem sie vielleicht ein Glas zu viel trinken, eine Schachtel Zigaretten rauchen oder eine deftige Mahlzeit genießen, oder? 

Das ist jetzt etwas überspitzt formuliert, aber es könnte sein, dass humorvolle Menschen allgemein geselliger sind und gerne feiern. Sie strahlen oft eine freundliche und herzliche Aura aus. Das ist typisch für sie.

Ja, genau. 

Es gibt die Big Five der Persönlichkeitsmerkmale. Und eine davon ist Extrovertiertheit.

Und welche sind die anderen vier?

Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus.

Wie kommt man eigentlich bei so einem Thema wie Psychotherapie überhaupt auf Humor? 

Ja, es war eher ein zufälliger Fund. Das faszinierende Phänomen der emotionalen Ansteckung, insbesondere zwischen meinem neugeborenen Sohn und mir, seiner Mutter, hat mich sehr interessiert. Ich hatte mich zuvor mit Bewegungen in der Neurologie beschäftigt, aber dann erfolgte der Wechsel zur Psychiatrie. Es passte einfach perfekt, sich nun mit Mimik und dem Phänomen der emotionalen Ansteckung durch Mimik zu befassen. Es war ein größeres Forschungsprojekt, das letztendlich zu meiner Habilitation führte. Für dieses Projekt haben wir eine spezielle Videokamera entwickelt, die für die Kernspintomographie geeignet war. Im Kernspin besteht ein starkes Magnetfeld, daher ist es nicht einfach, eine normale Videokamera zu verwenden. Wir haben ein Gerät verwendet, das eigentlich für die Endoskopie entwickelt wurde und es dann angepasst. So konnten wir die Mimik der Probanden im Scanner filmen, während sie Cartoons betrachteten. Ein Kollege schlug vor, dass wir damit den Humor und das Lachen untersuchen könnten.

Aus The Far Side Gallery 2 by Gary Larson erschienen bei Andrews McMeel Publishing

Wir waren voller Enthusiasmus und dachten, dass wir den Probanden etwas zeigen, das wir witzig finden, nämlich Cartoons von Gary Larson, und dann beobachten, was im Gehirn passiert, wenn sie lächeln. Die erste Probandin lächelte überhaupt nicht und sagte sogar, dass sie Cartoons schon immer doof fand. Da wurde uns klar, dass wir vielleicht professioneller vorgehen müssen. So sind wir auf Willibald Ruch gestoßen, der bereits viel zum Thema Humor geforscht hatte. Er ist Professor für Persönlichkeitspsychologie an der ETH Zürich. Zu der Zeit organisierte er die erste Humor Summer School in Belfast, wo er damals eine Professur innehatte. Wir sind dorthin gereist und es war wirklich eine großartige Gelegenheit, um mehr theoretischen Hintergrund zu erhalten. Mit diesem Hintergrund gelang es uns, verschiedene Studien durchzuführen. Danach war es für uns unvorstellbar, nicht auch bei meinen Patient:innen den Nutzen von Humor zu untersuchen und ihnen zu vermitteln. 

Bist du auf Ablehnung oder Skepsis gestoßen? Gab es bereits ähnliche Forschungen oder Projekte, auf die du verweisen konntest? Hast du dich auf unbekanntes Terrain gewagt und etwas völlig Neues ausprobiert?

Es gab bereits Versuche, bei denen psychiatrischen Patient:innen lustige Filme gezeigt wurden, um zu untersuchen, ob dies Auswirkungen auf ihre Symptomatik hat. Solche Studien existierten bereits, aber zumindest an unserer Klinik in Tübingen stieß das auf kein wirkliches Problem, da unser Chefarzt sehr aufgeschlossen war.

Für Humor in der Therapie?

Ja, genau. Verhaltenstherapeut:innen hatten auch schon einige lustige Interventionen in ihrem Repertoire. Zum Beispiel gab es eine Intervention für Menschen mit sozialer Angst, bei der sie etwas Peinliches tun mussten. Und wie es oft der Fall ist, war das sehr amüsant. Wenn man nach Shame attack bei YouTube oder Google sucht, findet man zum Beispiel Leute, die eine Banane an einem Bindfaden hinter sich herziehen und so tun, als ob sie ein Hund wäre. Es ist lustig und dient auch als Training gegen soziale Ängste. Außerdem muss man sagen, dass die Psychiatrie ein schlechtes Image hat, während Humor ein gutes Image hat. Insofern traf ich auch deshalb auf offene Türen, weil alles, was das Image der Psychiatrie, der Psychiater:innen und der Psychotherapie verbessert, sehr willkommen ist. Der Klinikchef in Tübingen war lieber in den Schlagzeilen mit der Suche nach dem Humorzentrum als mit irgendwelchen negativen Berichten über fixierte Patienten oder den Einsatz von Neuroleptika. Daher hatte ich keine Probleme, dies einzuführen. Gar keine Schwierigkeiten.

Der Humor wurde also ernst genommen?

Ja, der Humor wurde ernst genommen. Es ist interessant zu wissen, dass auch der Urvater der Psychoanalyse, Freud, sich mit Humor und Lachen beschäftigt und sogar ein Buch darüber geschrieben hat. Sein Ziel war es zu zeigen, dass die Mechanismen, die er für das Unbewusste und den Traum postuliert hat, wie Verschiebung und Projektion, auch in Witzen aktiv sind. Dies ist also kein neues Phänomen.

Hält Lachen nun gesund?

Ich bin fest davon überzeugt, dass es äußerst vorteilhaft ist, Humor zu kultivieren und immer wieder das Leben aus humorvoller Perspektive zu betrachten. Man kann sich fragen: „Könnte ich das jetzt auch mal humorvoll sehen? Was würde passieren, wenn ich das mit Humor sagen würde?“ Wenn man Humor kultivieren möchte, ist der erste Schritt meiner Meinung nach, sich damit zu beschäftigen. Denn wohin unsere Aufmerksamkeit gelenkt wird, hängt davon ab, womit wir uns beschäftigen. In der nächsten stressigen Situation kann man dann vielleicht daran denken, dass man sie auch mit Humor nehmen könnte. Es ist gut, sich das vorzunehmen und es auszuprobieren, am besten mit Menschen, die man mag und nicht von vornherein unsympathischen Personen, da es viel leichter ist. Man kann auch in Buchhandlungen stöbern und nach lustigen Büchern suchen oder das unerschöpfliche Internet nutzen, um humorvolle Inhalte zu finden, die jedem Geschmack gerecht werden. Man kann auch anknüpfen an das, worüber man als Kind gelacht hat oder in der Familie, da es oft lange Traditionen gibt, was lustig ist und worüber man auf keinen Fall lachen darf. Es ist hilfreich, darüber nachzudenken und zu überlegen, ob das für einen persönlich stimmt und mehr von dem zu machen, was man selbst als witzig empfindet. Es gibt tatsächlich einen Trainingseffekt und es lohnt sich, da es zwischenmenschliche Interaktionen erleichtert und hilft, Spannungen abzubauen. Wenn ich zum Beispiel humorvoll mit meinen Studierenden spreche, trauen sie sich viel eher, nochmal nachzufragen. Humor beinhaltet oft auch die Anerkennung, dass wir nicht perfekt sind und dass es auch mal schiefgehen kann. Das schafft eine angenehmere und entspanntere Atmosphäre im zwischenmenschlichen Kontakt und kann dazu führen, dass man generell mehr Ideen hat. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alles, was man selbst witzig findet, bei anderen immer für Lachen sorgt. Man darf nicht erwarten, dass jede humorvolle Äußerung von anderen sofort humorvoll aufgenommen wird. Vielleicht lachen die Menschen in Eckart von Hirschhausens Show über alles, was er sagt, aber sie haben dafür schließlich auch bezahlt und gehen mit der Erwartung hinein, dass es lustig wird. Im Arbeitsumfeld ist das nicht unbedingt zu erwarten. Man muss also darauf achten, dass man die Hürde nicht zu hoch legt.

Barbara, bist du die einzige Person, die sich mit diesem Thema beschäftigt oder gibt es international eine große Anzahl von Menschen, die sich damit auseinandersetzen?

Im deutschsprachigen Raum würde ich schätzen, dass es vielleicht etwa zehn  bis zwanzig Personen gibt, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Dabei kommt es darauf an, wie man zählt. Wenn man beispielsweise Personen einschließt, die eine Bachelor- oder Magisterarbeit zu diesem Thema verfassen, sind es sicherlich mehr. Allerdings handelt es sich dabei nicht unbedingt um eine kontinuierliche Forschungsfrage. Auf internationaler Ebene gibt es jedoch einige aktive Forscherinnen und Forscher, insbesondere in der Schweiz. Obwohl es ein kleines Land ist, gibt es dort viele Menschen, die sich mit therapeutischem Humor beschäftigen und dies auch wissenschaftlich untersuchen. Auch in den USA gibt es eine beträchtliche Anzahl an Forschenden. Es werden internationale Konferenzen zum Thema Humorforschung abgehalten, auf denen Teilnehmende aus verschiedenen Regionen vertreten sind.

Gibt es vielleicht bei Schamanen oder in anderen Kulturen und Religionen Ansätze, die ähnlich funktionieren?

Es gibt das Lachyoga, ein Ansatz, der aus Indien stammt. Dort wird betont, dass es egal ist, worüber man lacht, Hauptsache man lacht. Lachyoga-Sitzungen sind oft witzig und ich habe selbst schon daran teilgenommen. Aber aufgrund unserer Untersuchungen finde ich, dass es doch sehr wichtig ist, worüber man lacht. Natürlich gerne auch über die Übungen im Lachyoga. Außerdem gibt es die Klinik-Clown-Bewegung, die ebenfalls ähnliche Ansätze verfolgt. 

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Von Eckard Christiani

Eckard Christiani ist ein Journalist, Kommunikationsberater und Grafikdesigner.